Passive Bewegungsübungen

Passive Bewegungsübungen bieten Schlaganfallpatienten viele Vorteile, darunter die Reduzierung von Spastik und die Verbesserung der Mobilität. Bei diesen Übungen wird eine externe Kraft, beispielsweise durch einen Therapeuten oder die nicht betroffenen Extremitäten, eingesetzt, um die betroffenen Gelenke zu bewegen.

Da passive Bewegungsübungen für Schlaganfallpatienten nicht voraussetzen, dass sich der Betroffene selbstständig bewegen kann, sind sie besonders wirksam für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Kraft. Tatsächlich können passive Bewegungsübungen sogar dazu beitragen, dass Schlaganfallpatienten mit Lähmungen die Fähigkeit zur selbstständigen Bewegung wiedererlangen.

Dieser Artikel definiert passive Bewegungsübungen und beschreibt deren Vorteile. Er enthält außerdem Beispiele für verschiedene passive Bewegungsübungen, die Schlaganfallpatienten ausprobieren können.

Was versteht man unter passivem Bewegungsumfang?

Der Bewegungsumfang beschreibt, wie weit sich ein Gelenk in eine bestimmte Richtung bewegen kann. Jemand mit vollem Bewegungsumfang der Finger kann beispielsweise die Finger vollständig strecken und zu einer Faust ballen. Nach einem Schlaganfall ist der Bewegungsumfang häufig aufgrund von Folgeerscheinungen wie Spastik oder Muskelschwäche eingeschränkt .

Es gibt zwei Arten von Bewegungsübungen: passive und aktive. Das Verständnis  des Unterschieds zwischen aktiven und passiven Bewegungen kann Schlaganfallpatienten helfen zu verstehen, welche Übungen für sie am besten geeignet sind und wie die einzelnen Übungsarten zu ihrem Genesungsprozess beitragen können.

Passive Bewegungsübungen  sind Bewegungen, bei denen der Betroffene keine Kraft in den betroffenen Muskeln aufwendet. Diese Übungen können selbstständig mit Hilfe der nicht betroffenen Extremitäten oder mit Unterstützung einer anderen Person, beispielsweise eines Therapeuten oder einer geschulten Pflegekraft, durchgeführt werden.

Aktive Beweglichkeitsübungen hingegen bezeichnen alle Bewegungen, die ohne Hilfsmittel ausgeführt werden und bei denen die Gelenke ihren vollen Bewegungsumfang ausschöpfen. Obwohl bei aktiven Beweglichkeitsübungen keine Gewichte, Widerstandsbänder oder andere Krafttrainingsgeräte zum Einsatz kommen, können kontrollierte Bewegungen mit oder gegen die Schwerkraft die Muskelkraft verbessern.

Manche Menschen profitieren von Übungen, die aktive und passive Bewegungen kombinieren. Diese werden als aktiv-assistierte Bewegungsübungen bezeichnet und beschreiben den Fall, dass der Betroffene die Zielmuskulatur anspannt und eine bestimmte Bewegung mit Unterstützung ausführt.

Therapeuten können Schlaganfallpatienten aktive, aktiv-assistierte und/oder passive Bewegungsübungen empfehlen, um deren Mobilität zu verbessern. Während passive Bewegungsübungen für Betroffene mit stark eingeschränkter Mobilität am wirksamsten sein können, können sie im Verlauf der Genesung zu aktiv-assistierten oder sogar rein aktiven Bewegungsübungen übergehen.

Vorteile passiver Bewegungsübungen

Passive Bewegungsübungen bieten viele Vorteile für Schlaganfallpatienten. Obwohl sie auch Jahre nach einem Schlaganfall noch hilfreich sein können , haben Studien gezeigt, dass frühzeitige passive Bewegungsübungen, idealerweise innerhalb der ersten 48 Stunden nach dem Schlaganfall, die Mobilität deutlich verbessern können.

Passive Bewegungsübungen verbessern nicht nur die Beweglichkeit, sondern können auch Folgendes bewirken:

  • Durchblutung verbessern
  • Das Risiko von Druckgeschwüren verringern, insbesondere bei bettlägerigen Überlebenden.
  • Muskel- und Gelenksteife sowie Kontrakturen vorbeugen
  • Ödeme (Schwellungen) reduzieren

In jüngerer Zeit wurden robotergestützte Therapien entwickelt, um Überlebenden zu helfen, passive Bewegungsübungen selbstständig durchzuführen. Der Einsatz eines Roboters kann die häufigere Teilnahme an passiven Übungen für diejenigen fördern, die diese Übungen ohne ständige Unterstützung nicht durchführen könnten.

Obwohl passive Bewegungsübungen keine volle Mitarbeit erfordern, bietet die aktive Teilnahme viele Vorteile. Studien haben gezeigt, dass mentales Training – die Visualisierung einer Bewegung – zu verbesserten funktionellen Ergebnissen führen kann. Daher kann die Kombination von passiven Bewegungsübungen mit mentalem Training adaptive Veränderungen im Gehirn optimieren und so nachhaltige Verbesserungen bewirken.

Die adaptive Umstrukturierung des Gehirns wird durch wiederholtes Üben von Aufgaben wie passiven Übungen und mentalem Training angeregt. Dieser Umstrukturierungsprozess, die sogenannte Neuroplastizität , umfasst die Bildung und Stärkung neuronaler Verbindungen zur Verbesserung der funktionellen Leistungsfähigkeit. Daher kann das konsequente und wiederholte Üben passiver Bewegungsübungen für Schlaganfallpatienten eine wirksame Methode zur Förderung der Genesung sein.

Passive Beweglichkeitsübungen für den Oberkörper

Hier sind einige der besten passiven Beweglichkeitsübungen für den Oberkörper bei Schlaganfallpatienten. Diese Übungen sind zwar gut geeignet, um sie auszuprobieren, doch eine Beratung durch einen Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten kann Betroffenen helfen, die für ihre individuelle Situation optimalen Übungen zu finden. Jede Übung sollte sich wie eine Dehnung anfühlen, aber niemals schmerzhaft sein.

1. Handdehnung

Legen Sie die Handflächen aneinander. Drücken Sie nun mit den Fingern der nicht betroffenen Hand sanft, um die Finger der anderen Hand zu strecken und zu dehnen. Entspannen Sie sich und beugen Sie dann mit der nicht betroffenen Hand die betroffenen Finger zu einer Faust.

2. Handgelenksdehnung

Verschränken Sie zunächst die Finger. Drücken Sie dann das betroffene Handgelenk sanft in Richtung Unterarm. Dies sollte sich angenehm dehnen lassen, aber nicht schmerzhaft sein.

3. Ellbogen-Dehnung

Beginnen Sie erneut mit verschränkten Fingern. Beugen Sie anschließend mit dem nicht betroffenen Arm die Ellbogen nach oben, bis die Hände (wenn möglich) die Brust berühren. Entspannen Sie dann die Arme und strecken Sie sie, um die Ellbogen zu strecken. Zur zusätzlichen Herausforderung können Sie nach dem Beugen der Ellbogen versuchen, die Arme mit dem nicht betroffenen Arm gerade von der Brust wegzudrücken, um die Beweglichkeit von Schulter und Ellbogen zu trainieren.

4. Tischdehnübungen

Verschränken Sie die Hände und legen Sie die Arme auf einen Tisch. Gleiten Sie nun mit den Armen über den Tisch, gerade nach vorn. Falls die Hände am Tisch kleben bleiben, legen Sie einen Waschlappen oder ein Handtuch darunter, um das Gleiten zu erleichtern. Beugen Sie sich leicht nach vorn, um die Schultern zu dehnen, und richten Sie sich anschließend wieder auf.

Um die Schulterbeweglichkeit weiter zu verbessern, beginnen Sie erneut mit verschränkten Händen auf dem Tisch. Führen Sie diesmal große Kreise auf dem Tisch aus und wechseln Sie dabei zwischen Kreisen im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn.

5. Stockdehnungen

Legen Sie sich hin oder setzen Sie sich hin. Greifen Sie beide Enden eines Gehstocks und strecken Sie den betroffenen Arm nach außen, als ob Sie einen Schneeengel formen würden. Auch hier sollte sich die Übung wie eine Dehnung anfühlen, aber keine Schmerzen verursachen.

Um die Schulterrotation zu üben, halten Sie den Gehstock mit beiden Händen fest. Legen Sie den betroffenen Ellbogen an den Körper an und drücken Sie nur den betroffenen Unterarm nach außen. Sie spüren eine Dehnung, aber die Bewegung ist bei dieser Übung deutlich geringer.

Führen Sie jede dieser passiven Beweglichkeitsübungen für den Oberkörper mindestens zweimal täglich durch und wiederholen Sie jede Übung fünfmal. Das Halten der Dehnung für 5–10 Sekunden kann die Beweglichkeit maximieren.

Passive Bewegungsübungen für den Unterkörper

Passive Bewegungsübungen für den Oberkörper lassen sich oft leichter selbstständig durchführen, da die gesunde Hand den betroffenen Arm problemlos erreichen und bewegen kann. Dennoch können passive Bewegungsübungen für den Unterkörper für Schlaganfallpatienten sehr hilfreich sein. Im Folgenden werden einige der effektivsten passiven Bewegungsübungen für den Unterkörper vorgestellt.

1. Knöcheldehnung

Setzen Sie sich hin, die Füße flach auf dem Boden. Legen Sie einen Gurt oder Riemen um den Vorderfuß. Ziehen Sie am Gurt, um die Zehen anzuheben, und lassen Sie ihn dann los. Falls dies zu schwierig ist, bitten Sie eine erfahrene Pflegekraft, den Vorderfuß zu greifen und ihn auf und ab zu beugen, um das Sprunggelenk zu dehnen.

2. Kniebeugen

Legen Sie sich zunächst flach auf ein Bett oder den Boden. Bitten Sie eine erfahrene Pflegekraft, unterhalb der Ferse und knapp hinter dem Knie des betroffenen Beins zu greifen und das Knie dann in Richtung Decke zu beugen. Entspannen Sie sich, um das Knie wieder in die gestreckte Position zu bringen.

3. Hüftdehnung

Setzen Sie sich zunächst auf einen Stuhl, die Füße flach auf dem Boden. Greifen Sie mit den Händen oder einem Gurt unter den Oberschenkel und ziehen Sie die Hüfte nach oben, als würden Sie marschieren. Für eine zusätzliche Herausforderung setzen Sie sich zunächst auf den Boden, die Beine gerade nach vorn ausgestreckt, und ziehen dann den betroffenen Oberschenkel zur Brust.

Es ist wichtig, mehrmals täglich passive Beweglichkeitsübungen für den Unterkörper durchzuführen und jede Dehnung 5–10 Sekunden lang zu halten, um die Beweglichkeit zu verbessern. Beenden Sie die Dehnung unbedingt, bevor Schmerzen auftreten, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Am besten konsultieren Sie einen Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten, um die korrekte Ausführung sicherzustellen und die effektivsten Übungen zu ermitteln.

Passive Bewegungsübungen für Schlaganfallpatienten verstehen

Passive Bewegungsübungen, ob selbstständig oder mit Unterstützung, sind eine hervorragende Methode, die Genesung nach einem Schlaganfall zu fördern. Sie eignen sich für nahezu alle Schlaganfallpatienten, sind aber besonders vorteilhaft für diejenigen mit stark eingeschränkter aktiver Bewegungsfähigkeit.

Es gibt zwar zahlreiche passive Bewegungsübungen für Schlaganfallpatienten, am besten eignen sich jedoch solche, die gezielt die betroffenen Körperbereiche ansprechen. Die Übungen sollten sich zwar dehnend anfühlen, aber niemals schmerzhaft sein. Für weitere Empfehlungen zu passiven Bewegungsübungen empfiehlt sich die Beratung durch einen Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten, um einen individuellen Übungsplan zu erstellen.

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