
“Niemand zu klein, um betroffen zu sein”
In Deutschland wird jährlich bei etwa 300 Kindern ein Schlaganfall diagnostiziert. Die Dunkelziffer ist jedoch vermutlich höher, weil die Diagnose bei Kindern schwierig ist. Es kommt sogar vor, dass Ungeborene im Mutterleib von einem Schlaganfall betroffen sind. Die Ursachen können beispielsweise ein vererbtes erhöhtes Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels, das dann die Blutgefäße im Gehirn verstopft, angeborene Gefäßmissbildungen, eine Infektionskrankheit oder eine Herzerkrankung sein. Allerdings sind hier viele Zusammenhänge noch nicht ausreichend erforscht.
Der Schlaganfall macht sich bei den jungen Patienten häufig durch eine unerwartet auftretende Störung des Bewegungsablaufes, beispielsweise durch das Nachziehen eines Beines beim Gehen, oder durch eine unerklärliche Sprachstörung bemerkbar. Dabei muss berücksichtigt werden, dass im Unterschied zu Erwachsenen bei Kindern die Hirnreifung noch nicht abgeschlossen ist. Durch einen Schlaganfall verursachte Schäden am Gehirn treten deshalb bei Kindern manchmal erst Monate oder Jahre später in Erscheinung, was die Diagnose erschwert. Bei Neugeborenen fällt eine Halbseitenlähmung erst nach 6 Monaten auf.
Gerade bei Kindern bestehen nach einem Schlaganfall sehr gute Heilungschancen. Zwar können Kinder nicht wie Erwachsene therapiert werden, es bestehen jedoch eine Reihe von guten Behandlungsmöglichkeiten. Die meisten Kinder können nach einiger Zeit wieder ein ganz normales Leben führen. Nur bei etwa 10% bleibt nach einem Schlaganfall ein größeres Handicap zurück.
Um Eltern von betroffenen Kindern zu helfen, bieten verschiedene Organisationen, wie beispielsweise die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Elternsprechstunden und Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern, Ärzten und Therapeuten an.
Neurologische Erkrankungen bei Kindern können vielfältig sein und betreffen das Nervensystem (Gehirn, Rückenmark, Nerven). Dazu gehören häufige Störungen wie Kopfschmerzen, Epilepsie und Entwicklungsstörungen, aber auch seltenere Erkrankungen wie Zerebralparese, Multiple Sklerose, Schlaganfälle, Stoffwechsel- oder genetische Störungen. Symptome können von Krampfanfällen und Koordinationsproblemen bis hin zu Wahrnehmungs- und Verhaltensauffälligkeiten reichen.
Häufige neurologische Erkrankungen bei Kindern
- Epilepsie: Eine Hirnerkrankung, die durch Krampfanfälle gekennzeichnet ist.
- Entwicklungsstörungen: Beeinträchtigungen der psychischen und körperlichen Entwicklung, darunter Autismus-Spektrum-Störungen oder das Rett-Syndrom.
- Kopfschmerzen: Können sowohl häufig als auch ein Anzeichen für zugrundeliegende Probleme sein.
- Tic-Störungen: Unkontrollierte Bewegungen oder Lautäußerungen.
- Hirnfunktionsstörungen (HFS): Abweichungen von normalen Gehirnfunktionen nach einer Schädigung, zum Beispiel durch einen Unfall, eine Infektion oder einen Schlaganfall.
Seltener und komplexere Erkrankungen
- Zerebralparese: Eine Gruppe von Störungen, die die Bewegung und Körperhaltung betreffen.
- Muskeldystrophie: Eine Gruppe von Erbkrankheiten, die durch Muskelschwäche und -schwund gekennzeichnet sind.
- Multiple Sklerose: Eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft.
- Neurofibromatose: Eine genetische Erkrankung, die durch Wucherungen von Nervengewebe unter der Haut und anderen Körperteilen gekennzeichnet ist.
- Virusinfektionen des zentralen Nervensystems: Können zu einer Entzündung von Gehirn und Rückenmark führen.
- Schlaganfälle bei Kindern: Können durch verschiedene Erkrankungen wie Gefäßentzündungen oder Gerinnungsstörungen ausgelöst werden.
Mögliche Symptome
- Epileptische Anfälle
- Gedeih- und Entwicklungsstörungen
- Beeinträchtigungen der Geh- und Greiffunktion
- Auffällige Augenbewegungen
- Lähmungen
- Chronische oder unerklärliche Schmerzen
Diagnose und Behandlung
- Die Diagnose erfolgt durch bildgebende Verfahren (z. B. MRT, CT) und neurophysiologische Tests (z. B. EEG) sowie durch genetische und stoffwechselbasierte Untersuchungen.
- Die Behandlung kann medikamentös, durch Physiotherapie, Ergotherapie oder andere Fördermaßnahmen erfolgen.
- Das Therapieziel ist die Heilung, wenn möglich. Andernfalls soll die Beeinträchtigung minimiert werden, um eine Teilnahme am Alltagsleben zu ermöglichen.