
Die Aphasie ist eine Sprachstörung, die nach abgeschlossener Sprachentwicklung entsteht.
Eine Aphasie entsteht aufgrund einer Schädigung des Gehirns, wobei die häufigste Ursache dafür ein Schlaganfall ist. Auch ein Schädel-Hirn-Trauma kann zu einer Aphasie führen. Weniger häufig geschieht dies bei Tumoren oder Hirnentzündungen.
Die Aphasie betrifft alle Verwendungsweisen von Sprachen: das Sprechen, das Verstehen, das Schreiben sowie das Lesen. Sie entsteht durch eine Schädigung im Gehirn, meist in der dominanten, beziehungsweise der linken Hemisphäre. Dennoch gibt es in beiden Gehirnhälften Areale, die man gemeinhin der Sprachproduktion zuordnet. Der linken Hemisphären schreibt man das Verstehen und Produzieren von Sprache in ihren einzelnen Strukturen zu, also den Lauten, Wörtern und Sätzen. Die rechte Hemisphäre wird eher mit anderen Aspekten der Sprache, etwa der Sprachmelodie, in Zusammenhang gesetzt.
Dass die Produktion der Sprachmelodie eher der rechten Hemisphäre zugeschrieben wird, kann beispielsweise in der Musiktherapie genutzt werden. Denn (Sprach-)Melodien sind oftmals nach der Verletzung in der linken Gehirnhälfte noch gespeichert. Dazu kommt, dass das Langzeitgedächtnis oft noch mitspielt. So können Betroffene Liedertexte immer noch fehlerfrei abrufen und singen. Doch nicht nur die rechte Hirnhälfte macht mit, auch die linke Hirnhälfte und das dort zugeschriebene Sprachvermögen wird beim Singen aktiviert und trainiert. Diese Erfolgserlebnisse wirken sich positiv auf die Motivation und Emotionslage der aphasischen Sängerinnen und Sänger aus.
Musik kann dazu auch wortlos sein, wie dies beim Juuzen, also Jodeln, der Fall ist. Es muss nicht auf das Langzeitgedächtnis oder erlernte Floskeln und Lieder zurückgegriffen werden. Was zählt, ist die Melodie, der Ausdruck und die Freude an der Musik. Das Juuzen ermöglicht somit eine noch niederschwelligere Art der Musiktherapie. Aphasikerinnen und Aphasiker können sich wortlos ausdrücken und ihren Gefühlen Melodie geben. Und dass Musik sowieso einfach glücklich macht, ist ein schönes Plus.
Singen ist bei Aphasie oft leichter als Sprechen, da Musik und Sprache unterschiedliche Gehirnareale aktivieren und die rechte Hirnhälfte unterstützen kann. Viele Betroffene können bekannte Lieder singen, obwohl sie Schwierigkeiten haben, diese Worte zu sprechen. Daher sind Aphasie-Chöre entstanden, die die therapeutischen Vorteile des Singens nutzen.
Warum Singen bei Aphasie helfen kann
- Aktivierung anderer Gehirnareale: Musik wird in anderen Hirnbereichen verarbeitet als gesprochene Sprache, was den Zugriff auf Wörter erleichtern kann.
- Unterstützung der rechten Hirnhälfte: Die rechte Hirnhälfte, die bei Aphasie oft intakt ist, wird beim Singen aktiviert und kann die linke, geschädigte Hälfte unterstützen.
- Verbesserung der Sprache: Das Singen schult das Sprachvermögen und kann den Sprachfluss anregen. Logopäden empfehlen es aus therapeutischen Gründen.
- Psychische Vorteile: Die gemeinsame Aktivität in einer Gruppe kann ein Gefühl der Gemeinschaft, des Selbstwertgefühls und der Geborgenheit vermitteln.
Die Melodische Intonationstherapie
- Dies ist eine spezielle Form der Therapie, bei der die Melodie und der Rhythmus zum Sprechen genutzt werden.
- Patienten lernen, Wörter zu singen und diese zu Sätzen zu verbinden. Sie werden dabei rhythmisch mit der Hand unterstützt.
- Ziel ist, dass die Patienten die Wörter und Sätze aus dem Singen wieder sprechen können, ohne dass Gesang nötig ist.
Wo man Aphasie-Chöre finden kann
- Viele Selbsthilfegruppen und Rehakliniken bieten Aphasie-Chöre an.
- Suchen Sie online nach „Aphasie-Chor“ in Ihrer Nähe oder fragen Sie bei regionalen Schlaganfall-Selbsthilfegruppen nach.