Neglect, auch bekannt als Neglect-Syndrom, ist eine neurologische Störung, bei der eine Seite der Umgebung oder des eigenen Körpers nicht mehr wahrgenommen oder beachtet wird, obwohl die Sinnesorgane (wie Augen oder Ohren) selbst intakt sind. Es ist keine Sehstörung (wie eine Hemianopsie), sondern eine Aufmerksamkeitsstörung. Der Begriff leitet sich vom lateinischen “neglegere” ab, was “nicht beachten” oder “vernachlässigen” bedeutet.
Neglect tritt meist nach Hirnschädigungen auf, insbesondere nach Schlaganfällen, die zu Läsionen in bestimmten Hirnregionen führen. Häufig sind rechtsseitige Hirninfarkte, die zu einem linksseitigen Neglect führen, da die rechte Hirnhälfte eine wichtige Rolle bei der Aufmerksamkeitssteuerung spielt.
Betroffene nehmen Reize und Informationen von der dem Hirnschaden gegenüberliegenden Seite nicht mehr wahr. Dies kann alle Sinnesmodalitäten betreffen, wie Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Beispiele sind das Ignorieren von Speisen auf einer Tellerseite, das Übersehen von Körperteilen beim Anziehen oder Rasieren oder das Auslassen von Worten beim Lesen.
Neglect-Patienten sind sich ihrer Defizite oft nicht bewusst.
- Visueller Neglect (Nichtbeachtung visueller Reize).
- Auditorischer Neglect (Nichtbeachtung von Geräuschen).
- Somatosensibler Neglect (Nichtbeachtung von Berührungen oder Schmerzen).
- Motorischer Neglect (Eingeschränkte Nutzung der betroffenen Körperseite).
- Neglect kann auch räumlich begrenzt sein, z.B. auf den eigenen Körper, den Nahbereich oder den Raum.
Neglect ist in vielen Fällen therapierbar, oft bildet sich die Störung innerhalb von Wochen oder Monaten zurück. Die Therapie umfasst neuropsychologische Behandlungen, die darauf abzielen, die Aufmerksamkeit wieder zu schulen und die betroffenen Bereiche im Gehirn zu aktivieren. Es gibt verschiedene Assessments (Untersuchungsmethoden), um einen Neglect zu diagnostizieren und seinen Schweregrad zu beurteilen, wie z.B. Durchstreichtests oder das Nachzeichnen einer Uhr.